Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg!

19.09.2021

Wie du mit der Giraffensprache dein Kind liebevoll bei Konflikten begleiten kannst!

Dein Kind rennt mit schmutzigen Schuhen in die gerade von dir geputzte Wohnung. Wahrscheinlich fühlst du dich nun wütend. Vielleicht wirst du nun lauter, weil du es doch schon so oft gesagt hast, dass doch bitte draußen die Schuhe bleiben sollen. So oder so ähnliche Momente, mit denen wir mit unseren Kinder aneinander geraten, haben wir oftmals im Alltag.

Konflikte!

Sie begegnen uns überall. Zwei Bedürfnisse treffen aufeinander und es scheint keine Lösung in Sicht. Die meisten Menschen fürchten sich sogar vor Konflikten. Sehen sie als lästig an und vermeiden sie sogar. 

Wie gehst du mit Konflikten um?

Im Grunde sind Konflikte etwas wunderbares. Denn wenn ich mich wirklich für mich und mein Gegenüber interessiere, dann kann ich ganz viel über die Bedürfnisse und Gefühle erfahren. Ich kann mich besser einfühlen, was wirklich hinter dem Konflikt steht und was beide brauchen, um eine Lösung zu finden. Leben wir den Spaß am Lösen des Konfliktes in der Familie vor, so haben auch unsere Kinder keine angst davor und können solchen Situation spielerisch begegnen.

Konflikte lösen mit der GfK, die vier Schritte

In der GfK wird von Bewertungen und Interpretationen abgesehen. Es gibt die vier Schritte, um einen Konflikt wertfrei zu lösen. Dabei werden beide Seiten gleich angesehen. Nehmen wir das Beispiel von oben:

  1. Beobachtung: "Ich sehe, dass du mit schmutzigen Schuhen in die Wohnung gelaufen bist!"
  2. Gefühl: "Wenn ich das sehe, werde ich wütend, weil ich gerade alles geputzt habe!"
  3. Bedürfnis: "Mir sind Sauberkeit und Ordnung wichtig"
  4. Bitte: "Könntest du bitte deine Schuhe draußen ausziehen?"/ wenn es schon öfter passiert ist aus Vergessenheit und das Kind einverstanden war, die Schuhe draußen zu lassen "...und was brauchst du, damit du daran denkst?"


Wichtig dabei ist, dass wir wirklich nur unsere Beobachtung äußern, nicht etwa "Du kommst hier mit Absicht in die Wohnung gelatscht...!" o.Ä. hat dabei nichts zu suchen. Wir wissen nicht warum unser Kind das gemacht hat. Vielleicht hat es das vergessen oder es musste ganz dringend auf die Toilette und hat es vorher nicht geschafft sich die Schuhe auszuziehen. Wichtig ist zu ergründen, was meine Bedürfnisse sind und welche die des Kindes, um besser verstehen zu können.

Wenn wir beim Beispiel oben bleiben und es das Kind eigentlich weiß und einverstanden ist die Schuhe draußen zu lassen, aber in seinem Tun immer wieder vergisst, könnte eine Lösung sein vor die Tür eine schöne Matte zu legen, die das Kind daran erinnert die Schuhe dort zu lassen.

Wichtig ist auch zu erwähnen, dass eine Bitte eine freiwillige Aufforderung ist zu kooperieren. Wenn ich eine Bitte äußere und mein Kind "nein" sagt, muss ich es entweder akzeptieren oder mein Kind braucht selber noch Empathie um "satt" zu sein, damit es ein "Ja" zu lassen kann.

Ein Beispiel:

Bea (5 Jahre) und Emma (5 Jahre) spielen in der Sandkiste. Emma nimmt Bea die Schaufel weg. Die Schaufel gehört niemanden. Beide streiten und schreien nun. Die Mama hat alles beobachtet.

Je jünger die Kinder sind, um so weniger Worte sind angebracht. Außerdem reicht bei Jüngeren Kindern vorerst das Gefühl und das Bedürfnis zu ergründen. Dazu gibt es extra Listen, denn nicht alles ist ein Bedürfnis und ein Gefühl. Kinder dürfen Konflikte auch selber klären, da sie meist ganz kreativ von natur aus sind. Wenn sie allerdings körperlich werden und sich hauen oder ganz klar ersichtlich ist, dass sie uns brauchen, sollten wir natürlich einschreiten. Gerade beim hauen, müssen wir unsere beschützende Macht einsetzen und klar aber ruhig dazwischen gehen "Stopp! Keiner wird verletzt!".

Eine Lösung:

Die Mama könnte nun fragen, ob die beiden Hilfe brauchen. Sagen beide oder einer von beiden "Ja", geht sie hin. Wenn beide "Nein" sagen, kann sie es sich noch eine Zeit lang anschauen und gegebenenfalls einschreiten oder nochmals ihre Hilfe anbieten. 

Anschließend könnte sie beide nacheinander fragen, wie sie sich fühlen und die Bedürfnisse erkunden:

Mama "Bea, bist du wütend, weil Emma dir die Schaufel weggenommen hat?"

Bea "JA"

Mama "Da fühlst du dich bestimmt ganz hilflos und nun bist du sauer!"

Bea "Ja, ich hab damit gespielt!"

Mama "Du hast gerade an deiner Burg gebaut und plötzlich war deine Schaufel weg. Hast du dich erschrocken?"

Bea "Ja!"

Mama "Möchtest du vorher gefragt werden?"

Bea "Ja, Emma soll sie nicht weg nehmen, sondern fragen!"

Mama "Emma ich hab gesehen, dass du Bea die Schaufel weggenommen hast. Du hast bestimmt einen Grund dafür?"

Emma "Ja, ich will damit spielen!"

Mama "Brauchst du die Schaufel gerade, um deine Burg zu bauen?"

Emma "Ja! Ohne die Schaufel geht das nicht"

Mama "Ich verstehe dich Emma! Bea hatte die Schaufel vor dir, weil sie auch ihre Burg zu ende bauen wollte! Die fehlt ihr nun und sie ist deshalb wütend. Sie fühlt sich hilflos und hat sich erschrocken, weil du die Schaufel einfach weggerissen hast. Könntest du Bea die Schaufel wieder geben und sie fragen, wenn du sie brauchst?"

Emma "Nein! Ich will sie haben. "

Mama "Ich kann dich verstehen! Geht das Bauen einfacher damit?"

Emma "Ja, das geht viel besser damit!"

Mama "Brauchst du Unterstützung Emma?"

Emma "Ja ohne Schaufel geht das nicht!"

Mama "Könnte ich dir erstmal ein wenig helfen, bis Bea mit ihrer Burg fertig ist? Dann kann ich dich solange unterstützen?"

Emma "Ja das geht"

Mama "Bea, Emma hat dir die Schaufel gegeben. Könntest du uns sagen, wenn du fertig bist, damit Emma dann die Schaufel bekommt?"

Bea "Ja!"

Es ist ein Beispiel, dass man in jede Richtung durchspielen kann. Wichtig ist, Verständnis für beide Seiten zu zeigen und neutral zu moderieren. Die Gefühle werden gespiegelt  und die Bedürfnisse dahinter benannt.

Um Konflikte nachhaltig lösen zu können, sollten beide Seiten freiwillig dazu bewegt werden, um eine Lösung zu finden. Die Motivation sollte also von innen heraus kommen und nicht von Außen.

Bestrafung "Wenn du Bea nicht die Schaufel wieder gibst, musst du rein kommen...", Belohnung "Wenn du Bea die Schaufel wieder gibst, bekommst du ein Eis", Ablenkung "Schau mal Bea, da vorne kommt Oma wir gehen mal dort hin...", Manipulation " Emma, du willst doch bestimmt nochmal hierher kommen dürfen oder?" sollten wir streichen. Dadurch lernen unsere Kinder keinen guten Umgang mit Konflikten. Wenn wir ihnen aber etwas über die Gefühle und Bedürfnisse offenbaren, lernen sie automatisch Empathie, gewinnen an emotionaler Intelligenz und können eine friedvolle Lösung finden.

Beim Lösen von Konflikten, neigen wir Eltern oft dazu, schnell eine Lösung herbei zu zaubern. Wir dürfen Kinder aber auch einfach nur begleiten und ihnen eröffnen, was in ihnen vorgeht. Welche Gefühle und Bedürfnisse haben beide Kinder?

Am Anfang mögen die vier Schritte einem mechanisch und unnatürlich vorkommen, aber je geübter, umso einfacher und desto mehr Spaß macht es, Konflikte zu lösen. 

Wenn ich bei einem Konflikt selber wütend werde, hilft es auch erstmal mir selbst Empathie zu geben. Ich könnte mich fragen, was ich gerade brauche. z.B. "Ich bin wütend, weil ich Ruhe möchte". Dann könnte ich meine Kinder bitten leiser zu spielen, wenn sie es aber verneinen, bin ich allein dafür verantwortlich mein Bedürfnis nach Ruhe zu erfüllen, indem ich z.B. in einen anderen Raum gehe.

Dieses Thema in einen Blogbeitrag zu verpacken, wäre schlichtweg nicht möglich, da es komplex ist. Dennoch möchte ich mit diesem Artikel, einen kleinen Einblick in die GfK geben. Damit unsere Kinder nachhaltig zum friedvollen Lösen von Konflikten bewegt werden und Spaß dabei haben. 

Nimm dir wie immer mit, was zu dir und euch als Familie passt!


Du bist geliebt, getragen, gehalten!