Auf welche Schule soll mein Kind gehen? Freie Montessori, Waldorf oder staatliche? Ein persönlicher Vergleich!

10.05.2023
©geliebt-getragen-gehalten.de
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Ich bin keine Freundin von Dogmen. Und auch wenn wir komplett Kitafrei gelebt haben weiß ich, dass diese Form der Betreuung für mich die richtige war und nicht gänzlich die richtige Betreuungsform für jeden ist. 

Wir leben bedürfnisorientiert und das inkludiert jedes Familienmitglied!

Auch bin ich ein großer Fan von freien Schulen, weil ich wenig von Zensuren halte und ebenso wenig von starren Lernmethoden, die alle Kinder "eingetrichtert" bekommen, um es überspitzt zu sagen. Soll nicht heißen, dass es da draußen keine guten staatlichen Schulen gibt. Ich bin begeistert, wenn Schulen umdenken und Kindern respektvoll und individuell begegnen, denn wie Albert Einstein schon erkannte

Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist! - Albert Einstein

Kinder sind unterschiedlich und kommen mit so verschiedenen Temperamenten auf die Welt, wie es Farbtöne gibt!

Über die passende Schule habe ich mir bei Sternchen sehr viel und lange Gedanken gemacht. In unserem Alltag leben wir seit Beginn an nach den Vorstellungen von Maria Montessori "Hilf mir es selbst zu tun" und lassen auch ein paar Waldorfelemente einfließen. 

Vom Temperament her ist mein Kind lebendig und sehr wissbegierig. Er "liest" gerne Bücher, interessiert sich für unterschiedliche Bereiche und ist für sein Alter sehr redegewandt (was man übrigens auch sehr gut in seinem Human Design Chart lesen kann: Generator 2/4...Generator Kinder sind lebendig, haben Power/ Profil 2/4 meint seine Wesensart: Zurückgezogen, besitzt innere Weisheit und ist ein Herzmensch der sein ausgewähltes Netzwerk braucht)...mehr dazu hier.

Daher haben wir Sternchen zum Probeunterricht an einer freien Waldorfschule und an einer freien Montessori Schule angemeldet. Zusätzlich besuchten wir die Veranstaltungen, die mit solch einer Schulanmeldung einhergehen, an der sehr guten staatlichen Schule vor Ort.

Welche Kriterien waren für mich wichtig?

Wenn du mir hier schon länger folgst weißt du, dass mir Werte unglaublich wichtig sind. Neben meinen persönlichen Werten wie Liebe, Dankbarkeit und Kreativität. Vor allem in der Familie: Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und dass wir uns gleichwertig begegnen. 

Somit war für mich persönlich wichtig:

  • welches Konzept die jeweilige Schule anbietet
  • wie auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen wird
  • welchen Gesamteindruck die Schule macht
  • wie sich Eltern einbringen können
  • welche Unterrichtsfächer stattfinden
  • wie bewusst die Schule ist
  • ob genügend Fachpersonal vorhanden ist
  • welches Essen gereicht wird (optimal frisch, vegetarisch, viel Obst und Gemüse)
  • wie die Klasseneinteilung ist
  • welche Regeln/ Besonderheiten es gibt
  • Noten/ keine Noten
  • der Fahrtweg bzw. Fußweg
  • und natürlich wie Sternchen sich wohl fühlt

Im folgenden werde ich kurz auf unseren persönlichen Eindruck und die Erfahrungen die wir vor Ort gemacht haben eingehen. Natürlich ist wie schon oben erwähnt jedes Kind anders und hat somit andere Bedürfnisse. Des weiteren ist zu Beachten, dass die Schulen in den einzelnen Bundesländern Unterschiede aufweisen können. Ebenso kann man sich meiner Meinung nach einen umfänglicheren Eindruck machen, wenn man ein paar Jahre an den jeweiligen Schulen ist. 

Die freie Montessori Schule 

Die Kinder werden hier nach dem Konzept Maria Montessori begleitet. Leitsatz "Hilf mir es selbst zu tun". Dabei erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit, ihr natürliches Streben nach Autonomie wird erfüllt und sie werden in die persönliche Selbstständigkeit individuell begleitet.

Pro:.

  • die Kinder sind in Altersgemischten Klassen untergebracht d.h., dass die Kinder der ersten bis vierten Klasse zusammen unterrichtet werden
  • es sind meist zwei LehrerInnen auf ca. 25 Kinder pro Klasse
  • Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit wird erfüllt
  • In den Klassenräumen befinden sich Lerntabletts mit Darbietungen nach Montessori
  • es findet ein bewegter Unterricht statt d.h. die Kinder sitzen nicht die ganze Zeit auf dem Stuhl, sondern bewegen sich z.B. um einen Tisch herum, wo etwas erklärt wird o.Ä.
  • die Kinder lernen mit allen Sinnen, im Probeunterricht wurde u.a. ein Musikstück einstudiert, ein Mandala mit unterschiedlichen Materialien gelegt 
  • neue und jüngere Kinder, haben ein größeres Kind, dass sie "an die Hand nimmt" z.B. um zur Toilette zu gehen
  • Kinder dürfen während des Unterrichts in der Schulbibliothek recherchieren
  • wenn ein Kind im Unterricht Hunger hat wird eine Lösung gefunden (wird mit Sanduhr an die Seite gesetzt und darf in Ruhe essen)
  • Kindgerechter Außenbereich, Schulgelände mit eigenem Gartenteil zum Anbau von Gemüse und eigene Imkerei
  • Eltern müssen sich in Arbeitsgemeinschaften einbringen (finde ich super, macht das Ganze Familiär)
  • Für alle Familien offen, egal welche Weltanschauung, Religion etc.
  • Der Gesamteindruck war strukturiert, offen, herzlich, sauber, modern
  • keine Noten, erst in den Abschlussklassen
  • weiterführende freie Schule für das Abitur

Contra:

  • höhere Beiträge (unterschiedlich in den einzelnen Bundesländern) plus Schuldarlehen
  • von unserem Haus zu weit weg/ wir müssten umziehen
  • Arbeitsgemeinschaften haben Sollstunden, die die Eltern sich pro Jahr einbringen müssen


Die freie Waldorfschule

Hier werden die Kinder nach der Lehre und den Ansichten Rudolf Steiners "erzogen". Nach einem anthroposophischen Ansatz, werden hier die Kinder begleitet  "in Erfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen, in Freiheit entlassen" lautet einer der Leitsätze.

Pro:

  • typisch Waldorfambiente, viel handgemachtes, naturnah
  • bewegter Klassenraum, Kinder sitzen anfangs im Kreis und können ihren Bewegungsdrang nachgehen
  • liebevolle Tafelbilder, alles im Kreise der Jahreszeiten
  • wird weites gehend auf Temperamente und Bedürfnisse eingegangen
  • Unterricht in Epochen, Kinder können sich auf ein Thema fokussieren
  • Praxisnaher Unterricht
  • Eigener Garten zum Anpflanzen
  • Eltern müssen sich mit einbringen (Waldorfmärkte, Reparatur arbeiten o.Ä. je nach eigener Stärke)  
  • besitzen Kooperation mit einer Yacht, wo die Kinder segeln lernen
  • eigene Kantine mit Koch, veganes/ vegetarisches frisches Essen
  • Fachpersonal ist offen, motiviert, Lehrer unternehmen auch mal eine Radtour mit Schülern 
  • es herrscht ein familiäres Ambiente
  • kein Schuldarlehen zu zahlen, Beiträge sind ok und werden je nach Einkommen angepasst
  • viel Gestalterisches, Kunst, Musik, Theater 
  • keine Noten, erst in den Abschlussklassen
  • weiterführende freie Oberschule für das Abitur

Contra:

  • die erste Klasse soll wie im Kindergarten gestaltet werden, es werden auch noch keine Stifte benutzt, sondern Wachsmalblöcke nach Waldorf (das mag für einige Kinder super passen)
  • Es werden keine Schulbücher benutzt, weil man der Annahme ist, dass es keine guten Lehrbücher gäbe (Mein Kind liebt Bücher, könnte man zuhause kompensieren), es wird stattdessen ein eigenes Buch geschrieben (was ja nicht verkehrt ist)
  • Weltanschauung leicht dogmatsich
  • die weiterführende Oberschule für das Abitur befindet sich eine Stunde weit weg
  • Der Fahrtweg würde eine halbe Stunde von uns weit weg sein


Die staatliche Schule vor Ort

Pro:

  • 3 Minuten Fußweg
  • bewegte und nachhaltige Schule
  • Projekte zum Artenschutz von Insekten o.Ä.
  • Schulkantine mit täglich kostenfreien frischen Obst und Gemüse
  • modern, gut strukturiert und organisiert
  • auf körperliche und entwicklungsbedingte Bedürfnisse wird bei allen SchülerInnen eingegangen
  • Ganztagsschule, bei der die Eltern wählen dürfen, ob das Kind um 11.20 Uhr, 12:25 Uhr, 14 Uhr oder ab der zweiten Klasse 15:30 Uhr abgeholt wird (Super wichtig für mich, weil Sternchen möglichst einen kurzen Schultag haben soll)
  • keine Schulgelder
  • Sternchen kennt die Schule bzw. den Schulhof seitdem er zwei Jahre ist
  • Es gehen viele Kinder aus seinen Hobbys dorthin (was ich nicht ganz so wichtig finde, weil Kinder grundsätzlich offen sind und immer neue Kinder finden)
  • Sehr Kindgerechtes und naturnahes Außengelände
  • Offen für alle Weltanschauungen, Religionen etc.
  • Ab der dritten Klasse gibt es einen Schwimmunterricht in der Orts-Therme (Wir haben aktuell Schwimmunterricht, dennoch super)
  • Die Eltern können sich im Elternrat o.Ä. einbringen

Contra:

  • es gibt eine klassische Benotung (ja ich finde diese Art der Bewertung sehr unpersönlich und nicht mehr zeitgemäß)
  • leider kann ich noch nicht mehr dazu sagen, weil die staatliche Schule keinen Probeunterricht gemacht hat, lediglich öffentliche Veranstaltungen

Fazit

Besonders hat Sternchen und mir die freie Montessori Schule zugesagt, weil das Gesamtkonzept am Besten zu uns und vor allem zu Sternchen passt. er wird dort individuell begleitet und gefördert nach seinem Tempo/ Wissensdurst und es existiert eine offene Weltanschauung/ Haltung gegenüber Kindern/ Menschen. Ein Umzug kommt für uns allerdings momentan nicht infrage, da wir hier ein wunderschön gelegenes Haus haben nahe dem Meer, einem Park und in einer sehr bewussten und nachhaltigen Umgebung.

Die Waldorfschule hat uns gut gefallen. Die Frage ist, ob sie bei genauerer Betrachtung zu uns persönlich passt.   

Auf Platz zwei siegt die Schule vor Ort aufgrund der oben genannten Pluspunkte. Es ist Gold wert, wenn das Kind einen so kurzen Weg zur Schule hat, die grundsätzlich tolle Ansätze hat. Die Benotung gefällt mir nach wie vor nicht, allerdings fühlt sich Sternchen dort wohl. Ich werde somit sehr genau schauen, wie er sich dort zurecht findet. Ein Wechsel ist somit nicht ausgeschlossen.

Ich kann jedem empfehlen sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen und ebenso an Schulveranstaltungen und Probeunterricht teilzunehmen. Man bekommt zwar nur einen kurzen Eindruck, dennoch kann es bei der persönlichen Wahl eine Schule zu finden helfen. 


Du bist geliebt, getragen, gehalten!

Deine Gesa Marie


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