Wie betrachtest du die Bilder deines Kindes?

31.08.2021

Dein Kind malt um des malens Willen, aus Freude, um sich kreativ auszudrücken! So wie es vor Millionen von Jahren die Menschen, damals noch in Höhlen, getan haben. Aber es malt nicht, damit du sein Bild bewertest, lobst oder verbesserst!

Wir geben unseren Kindern Stifte und ein Blatt Papier. Es malt fröhlich, versunken in seinem Tun und strahlt uns irgendwann begeistert an. 

Wenn es schon spricht, sagt es vielleicht "Schau mal!". Unsere Aufmerksamkeit fällt auf das Bild und wir sagen "Super!" oder "Prima! Soll das ein Haus sein?". Dabei merken wir gar nicht, dass unser Kind, gerade ein Erlebnis mit uns teilen wollte. Es wollte mit uns seine Freude teilen, die Freude am Malspiel!

Arno Stern, der Erfinder des "Malorts", hat in seinen Büchern genau beschrieben, wie er über viele Jahre Kindern beim freien malen begeleitet hat. Ohne Bewertung und Vorurteil, sondern in einem geschützen Raum, wo sich Kinder einfach beim Malen fallen lassen konnten.

Dabei stellte er fest, dass in jedem von uns eine Anlage steckt, eine Art genetisches Programm, dass ungefähr gleich abläuft, wenn unsere Kinder frei malen dürfen. Er nennt es die "Formulation".

Das Gemalte entwickelt sich dabei stetig weiter, wenn man das Kind einfach malen lässt.
 
Und mit diesem Wissen, sollten wir uns beim nächsten Betrachten eines Bildes unserer Kinder, nochmal genau überlegen, was wir sagen. Denn loben wir unser Kind mit einem "Super!", wird sich schon bald die intrinsische Motivation ein Bild zu malen, ganz schnell zur extrinsischen Motivation umwandeln. Das heißt unser Kind wird nicht mehr von innen heraus malen wollen, sondern nur malen, um sich ein "super" abzuholen. 

Bewertungen und Bilddeutungen sollten wir auch lieber lassen. Denn es kann sehr verletzend sein, wenn wir etwas anderes sehen, als unser Kind eigentlich darstellen wollte.

Es liegt daher nahe, dass Kommentare wie "das kannst du aber besser!" auch nichts in Bezug auf das Mini-Kunstwerk verloren haben.

Aber was können wir denn nun sagen?

Hier drei Inspirationen:  

  •  interessiere dich wirklich für das Bild! "Möchtest du mir etwas über dein Bild erzählen?"
  •  du darfst dich mit deinem Kind natürlich freuen und strahlen! Nonverbale Kommunikation sagt manchmal mehr aus als Worte
  • beobachte das Bild deines Kindes wie eine Kamera, somit kommst du raus aus der Bewertung "Ich sehe du hast rot und ganz viel blau benutzt!"
  • zeige echte Wertschätzung "Danke für dein Bild! Ich freue mich riesig über dein Geschenk!"
  • "Warst du kreativ? Bist du stolz auf dich etwas erschaffen zu haben?"

Jedes Kind ist ein Künstler!

Pablo Picasso


Kinderbilder sind kleine Kunstwerke! Und so wertvoll und behutsam sollten sie auch betrachtet werden. Lass dein Kind doch einfach ungestört malen.

Und vielleicht betrachtest du nun die Bilder anders, wenn du das Geschenk von deinem Kind bekommst, wenn es seine Freude am Malspiel teilen möchte! 


Du bist geliebt, getragen, gehalten!